Rasante Streifen – „Ascent“ von Valentina Consalvi

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Ohja, rasant waren sie wirklich, diese Streifen. Von der Ideenfindung und der Projektplanung über den Maschenanschlag bis hin zum Abketten der letzten Masche: mein „Ascent“ von Valentina Consalvi. Ein Pullover mit überschnittenen Schultern, einem Colourwork-Streifenmuster und einer tollen Passform! Da fiel es schwer die Nadeln wegzulegen.

Alles fing mit meiner Knitcrate-Box aus dem November 2020 an. Diese enthielt 4x50g eines Garns aus 100% peruanischer Hochlandwolle mit einer Lauflänge von 90m/50g: die Ambient Worsted von Vidalana. Ich hatte mich bei der Vorauswahl der Box für ein Set in Erd-/Naturtönen entschieden

Als die Box dann Ende November kam und ich hier am Rechner saß und am Monatsrückblick gearbeitet habe, habe ich zufällig das Design „Ascent“ von Valentina Consalvi entdeckt. Und das Farbschema dieses Pullovers passte fast genau zu den gerade ausgepackten Knitcrate-Garnen. Schicksal! Im Zuge diverser Black Friday/Cyber Monday/Christmas is coming-Rabattaktionen habe ich dann noch mal von dem Garn nachgeordert, damit es für diesen Pullover reicht. Zum einen habe ich die Farben aus dem 4er-Set, soweit verfügbar, aufgestockt (Das zweite Braun von unten war leider nicht mehr verfügbar!) und eine fünfte Farbe, nämlich das ganz dunkle Braun unten am Bündchen, ergänzt.

Die Garne kamen tatsächlich, trotz mehrtägigem Zwischenstopp in London wegen der geschlossenen Grenzen und gestopptem Transit kurz vor Weihnachten, noch kurz vor Silvester hier an. So habe ich am Neujahrestag meinen Pullover angeschlagen!
Natürlich brav mit Maschenprobe, gewaschen, angepinnt, ungeduldig trocknen lassen, naja, wie das halt so ist.

Mit der Maschenprobe bin ich nicht ganz hingekommen, zumindest nicht so, dass mir dann auch das Maschenbild gefiel. Deshalb habe ich nun Größe M gestrickt, um Größe L zu bekommen, da ich bisschen weniger Maschen auf 10cm hatte als die Anleitung vorgibt.

Starten tut man mit dem zweigeteilten Bündchen. Das habe ich so noch nicht gemacht, aber das ist ja nun wirklich kein Hexenwerk. Man strickt einfach die Hälfte der Gesamtmaschenanzahl über die ersten Zentimeter in Reihen und das zwei mal und dann fügt man die zwei Teile zusammen, indem man sie zur Runde schließt und dann auch weiter in der Runde arbeitet. Das hat den Vorteil, dass der Pullover über der Hüfte etwas mehr Spiel hat und z.B. beim Sitzen nicht hochrutscht.

Da ich auch von dem ganz dunklen Braun nur noch einen 50g-Strang ergattern konnte, musste ich dann nach dem Bündchen sehr schnell den ersten Farbwechsel stricken. Insgesamt musste ich die Streifenbreite anpassen, um meine Garnmengen optimal auszunutzen. Von den unteren zwei Farben hatte ich nur je 50g. Dort habe ich mir ausgewogen, wieviel Gramm ich pro Farbe für die Farbwechsel-Partie benötige, also der Bereich, wo zweifarbig die ineinander greifenden Dreiecke gearbeitet werden. So konnte ich bereits für die zweite Farbe den einfarbigen Bereich so wählen, dass möglichst wenig Rest bleibt.

Für den dritten und vierten Streifen habe ich dann die noch benötigte Länge bis unter den Achseln ermittelt und diese abzüglich der Farbwechsel gleichmäßig auf weiß und rosa aufgeteilt. Optisch ist es so nicht ganz optimal, weil der weiße Streifen die Oberweite sehr betont(, was auf den Fotos irgendwie noch viel drastischer erscheint als vor dem Spiegel…). Aber ich wollte die Farbfolge gerne behalten und die Streifen nicht noch anderweitig ändern.

Nach dem Körper folgt dann nur noch das obere Vorder- und Rückenteil sowie die Ärmel, alles einfarbig. Die Konstruktion sieht überschnittene Ärmel vor. Grundsätzlich bin ich da skeptisch, weil es finde ich schnell sackig wirkt. Aber hier sitzt der Körper sehr gut und die Ärmel sind eng anliegend, wodurch sich nicht dieser typische Oversized-Effekt ergibt. Mit der Passform bin ich sehr zufrieden.

Die Ärmel habe ich natürlich wieder um gefühlte 15cm verlängert. Beim Titelmodel in der Anleitung enden die Ärmel noch vor dem Handgelenk. Wer trägt den sowas…? Tz.

Ein optischer Hingucker sind die Schulternähte. Die werden über eine Variation des Three-Needle-Bind-Offs erzeugt. Viel ordentlicher als die Originaltechnik. Das gefällt mir sehr.
Spannend war aber auch, dass die Schulterpartien des Vorder- und des Rückenteils über verkürzte Reihen geformt werden. Das habe ich so auch noch nicht gesehen. Aber es sitzt wunderbar.

Geändert habe ich außerdem wieder die Anschläge und das Abketten. Ich habe den Tubular-Bind-Off und den italienischen Maschenanschlag mit entsprechenden Vorbereitungsrunden/-reihen verwendet. Ich mag die Optik einfach wie die Maschen um den Rand zu fließen scheinen.
Das Halsbündchen wird mit einem ICord eingefasst, das passt ganz wunderbar zu den auffälligen Schulternähten.

Was mich nach Fertigstellung zuerst sehr gestört hat, sind diese Diagonalen, die man im Bereich der Farbwechsel-Dreiecke sieht. Die entstehen durch das Einweben des hinter dem Gestrick mitgeführten Fadens.
Nun habe ich extra drauf geachtet, nicht immer in der gleichen Maschensäule einzuweben, da der Hintergrundfaden dann deutlich auf der Vorderseite sichtbar wird. Ich habe also das Einweben immer schön um eine Masche versetzt pro Runde. Das Ergebnis seht ihr auf den Fotos. Dabei schimmert nicht einmal unbedingt der Faden durch, sondern das Gestrick ist richtig „uneben“. Der Faden läuft auf der Rückseite aber locker mit, da spannt nichts, aber trotzdem ist es auf der Vorderseite sichtbar.
Inzwischen habe ich mich dran gewöhnt und ob Nicht-Stricker, dies als „Mangel“ erkennen, weiß ich nicht. Ich habe mich trotzdem ein wenig geärgert. Schließlich hatte ich gehofft, dass das im ersten Entspannungsbad deutlich weniger wird. Ich bin noch unschlüssig, wie ich das in Zukunft vermeiden werde.

Das Garn hat sich bislang gut gehalten. Ein wenig Pilling unter den Armen und anderen Bereichen, wo mehr Reibung auftritt, aber ansonsten habe ich nichts an der Qualität auszusetzen. Und schön warm ist es. Sogar mehr als ich erwartet hatte, denn das Glattrechtsgestrick ist gar nicht mal so dick und trotzdem ist er wirklich schön warm und ohne, dass man zwischendurch in Schweiß ausbricht. Ich denke das liegt u.a. daran, dass wirklich gar kein Poly drin und es kein superwash-Garn ist (soweit ich weiß).
Mein Cardigan Tau z.B. habe ich aus Merino extrafein 170 von Schachenmayr gestrickt, ein Superwash-Merino-Garn, und obwohl das Garn deutlich dünner ist, staut sich darin schneller die Wärme und ich schwitze. Ich bin weiterhin überzeugt von den Vorteilen etwas naturbelassenerer Wolle. Auch mein FairIsle-Pullover aus deutscher Merinowolle ist ein exzellentes Beispiel. Den trage ich zur Zeit auch hoch und runter. :)

Schlussendlich habe ich von der Hauptfarbe noch 100g übrig und auch von weiß und rosa sind noch ca. 30g da. Das reicht noch gut für ein Accessoire, also eine Mütze o.ä.. Aber später. Jetzt freue ich mich auf andere Garne in anderen Projekten. Der Wollberg verliert nichts und kommt Zeit, kommt Rat. *5€ ins Phrasenschwein werf*

Mir ist im Übrigen bewusst, dass die Anleitung von der Firma Quince&Co veröffentlicht wurde, die zur Zeit aufgrund des Umgangs mit den für sie tätigen Designern/Designerinnen und anderweitigen Mitarbeitern in starker Kritik steht. Leider habe ich diesen Zusammenhang gedanklich erst zu spät festgestellt.
Ich habe auch gerade noch mal nachgeschaut. Die Bezahlung bei Ravelry ist tatsächlich auch an Quince adressiert und nicht an die Designerin. Das hat für mich nun doch einen bitteren Beigeschmack. Auch wenn ich nicht aufmerksam genug war, möchte ich euch doch an dieser Stelle auf den Zusammenhang hinweisen.

  • Anleitung: „Ascent“ von Valentina Consalvi (Ravelry-Link)
  • 267g Vidalana Ambient Worsted, Farbe Contraposto (rotbraun) (100% Peruanische Hochlandwolle), LL 90m/50g
  • 77g Vidalana Ambient Worsted, Farbe Impasto (wollweiß) (100% Peruanische Hochlandwolle), LL 90m/50g
  • 80g Vidalana Ambient Worsted, Farbe Sprezzatura (rosa) (100% Peruanische Hochlandwolle), LL 90m/50g
  • 54g Vidalana Ambient Worsted, Farbe Contraposto (schokobraun) (100% Peruanische Hochlandwolle), LL 90m/50g
  • 51g Vidalana Ambient Worsted, Farbe Contraposto (dinkelbraun) (100% Peruanische Hochlandwolle), LL 90m/50g
  • Größe M, um aufgrund abweichender Maschenprobe ca. Größe L zu bekommen
  • NS 5,0mm, NS 4,5mm für Bündchen
  • Italienischer Maschenanschlag am Bündchen unten
  • Ärmel verlängert: 25 Runden glatt rechts vorm Bündchen + 5 Runden Bündchenmuster
  • Tubular Bind-Off an den Ärmeln
  • Kosten: ca. 52€ (inkl. ca. 150g Rest), Anleitung 7,40€
  • fertig gestellt: Januar 2021

Verlinkt bei Maschenfein, Meine Fummeley, Lieblingsstücke, Creativ Lovers, Creativsalat, Handmade on Tuesday, Creadienstag, DvD.
(o.g. Seiten ggf. ohne Verlinkung? -> Verlinkung folgt, wenn Linkparty online)

4 Antworten auf „Rasante Streifen – „Ascent“ von Valentina Consalvi

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  1. Der Pulli sieht ja auf der Rückseite genauso schön aus wie vorn – richtig toll geworden!! Ich dachte ehrlich gesagt, die schräge Textur an den Zacken sei Absicht… mir gefällt sie jedenfalls gut.

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  2. Danke, für Deinen ausführlichen Bericht. Ich habe mir die Anleitung auch gekauft und rätselte jetzt ein paar Tage über die Konstruktion nach. In Hin-und Rückreihen, kann man ja für jede Zacke einen eigenen Knäuel nehmen. Aber in Runden? Das hast Du nun wunderbar erklärt. Einweben ist das Zauberwort. Ja, hinten wie vorne so gleichmäßig hast Du gestrickt. Vielen Dank nochmals Rita

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    1. Liebe Rita,

      vielen Dank für deine lieben Worte :)
      Es freut mich sehr, dass ich dir helfen konnte!
      Du strickst quasi die Bereiche zwischen den Zacken einfarbig und die Bereiche der Dreiecke als Colourwork mit zwei Fäden in Runden. Das Einweben ist dann ja „nur“ damit der jeweils hinten mitlaufende Faden keine zu großen Schlafen bildet. Wenn noch Fragen aufkommen, meld dich gerne. (Hier/Instagram/Email wie du magst :)

      Liebe Grüße
      Anma

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