Vokuhila-Pullover im Halbpatent

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Ich dachte schon ich wäre zu spät dran, aber „zum Glück“ ließen die frühlingshaften Temperaturen im Mai noch auf sich warten: Ein schlichter Pullover, gestrickt im Halbpatent, hinten länger als vorne. Etwas oversized, super gemütlich und mit Ärmeln fast bis zu den Fingerspitzen. Ein Pullover für die Tage, an denen man ein wenig Gemütlichkeit zum Mitnehmen braucht.

Gestrickt habe ich nach einer Anleitung aus einem alten Filati-Heft, der classici Nr. 8 aus 2015. An sich ist es ein einfacher Schnitt, geschrieben für ein unifarbenes Garn. Das Rückenteil ist ein gutes Stück länger als das Vorderteil und der Pullover hat einen Stehkragen. Gestrickt wird er in Teilen und am Ende zusammengenäht. Die Ärmel werden mit einer Armkugel eingesetzt, was ich im Sinne der Passform immer begrüße.

Ich habe bei der Garnwahl lange hin und her überlegt. Ich hatte erst ein reines Merinogarn im Auge. Aber damit hätte der Pulli am Ende an die 800g gewogen. In Kombination mit einem Patentmuster schien mir das nicht klug. Schließlich sollte es ein Pulli bleiben und kein Zeltkleid werden. Die Gefahr des Ausleierns bzw. Wachsens war mir zu groß. Schlussendlich habe ich mich für die Lana Grossa Colorato, ein Kettgarn, entschieden, welches aus 13% Polyamid (Trägerschlauch) und 87% Merino (eingeblasene Fasern) besteht. Garne dieses Typs haben bei relativ großem Volumen ein verhältnismäßig geringes Gewicht. So habe ich am Ende nämlich nur 476g Garn verstrickt.
Das Garn ist mehrfarbig, sodass es beim Stricken ungleichmäßige Streifen bildet. Ich war erst skeptisch, ob das zu meinem Pulli passt, habe aber dann auf Ravelry genau für die Farbnummer ein tolles Beispielprojekt gesehen, sodass ich mir das Endergebnis viel besser vorstellen konnte. Sehr hilfreich. Für sowas ist diese Datenbank einfach genial.

Da man in Einzelteilen strickt, fällt das Anprobieren zwischendurch weg. Als ich dann Vorder- und Rückenteil zusammengenäht hatte, habe ich ihn mir das erste Mal übergeworfen und ab da etwas gehadert:
Der Pulli ist nicht tailliert. Im Bereich der Oberweite sitzt er angenehm locker. Da hat der Pulli etwa 5cm Mehrweite. Nun ist meine Hüfte aber breiter als die Oberweite, sodass es hier merklich enger wird. Betont wurde dies auch noch durch die seitliche Schlitze zwischen Vorder- und Rückenteil. Ich war unzufrieden, habe aber erst einmal weitergemacht und das Problem in meinem Herzen bewegt, wie man so schön sagt. Das vorschnelle Urteilen habe ich mir abgewöhnt. Erst einmal die Ärmel annähen, damit der ganze Pulli überhaupt vernünftig sitzt. Schlussendlich habe ich dann einfach die Schlitze gute zwei Zentimeter weiter zugenäht. Da das Rippenmuster der unteren Abschlüsse und das Halbpatentmuster unauffällig in einander übergehen, fällt es gar nicht weiter auf, dass der Musterwechsel nicht zur Schlitztiefe passt. Und nach dem Entspannungsbad sitzt er nun endgültig angenehm. Sehr schön, sehr schön.

Damit das Garn keine wiederkehrende Streifenabfolge erzeugt, habe ich die Knäuel immer eins von innen und das nächste von außen abgestrickt. Am Anfang dachte ich, ich hätte das Prinzip der Färbung bzw. des Farbverlaufs verstanden. Ich muss abschließend jedoch sagen, ich habe keine Ahnung, wie die Streifenfolge ungestört aussieht. Irgendwie kam da nie das, was ich als nächstes erwartete… :D Aber die Summe der Maßnahmen plus die „chaotische“ Färbung haben das gewünschte Ergebnis erzielt. So gefällt mir das Ergebnis ganz wunderbar, da das Auge keine Regel erkennt und somit auch nicht über Ungleichmäßigkeiten wie z.B. breiteren Streifen an den Ärmeln (aufgrund der geringeren Maschenanzahl) stolpert.

Manch einer mag ja gegen das Stricken in Einzelteilen wettern und ja, es hat Nachteile. Man muss wissen, was man da strickt, welche Abmessungen benötigt werden und wie sich das am Ende am eigenen Körper macht, um Frust vorzubeugen. Aber es hat auch Vorteile! Zum einen finde ich das Zusammennähen selbst recht meditativ. Ja, ich stricke auch lieber. Aber irgendwie gehört es dazu und zelebriert den Endspurt des Strickprojekts. Ich habe hier die Schulternähte mit dem 3-Needles-Bind-Off geschlossen und die Seiten und Ärmelnähte im Matratzenstich. Und das Schöne an Nähten ist einfach die Form, die sie dem Stickstück geben. Ein zusammengenähter Pullover verhält sich ganz anders als ein in Runden von oben gestrickter Pullover. Das fällt mir persönlich jedes Mal beim Zusammenlegen meiner Strickstücke auf. Der zusammengenähte lässt sich folgsam klassisch zusammenlegen, kein Verdrehen alles super. Den ohne Nähte muss ich immer erst mal „sortieren, selbst erst einmal schauen, wo die Seitenlinie sein könnte (wenn ich keine Fake-Naht aus linken Maschen eingestrickt habe) und den Pullover dann überreden, dass er sich bitte dann auch an der Stelle falten lässt. Aber ich schweife ab…

Für den Stehkragen hat man nach dem Zusammennähen des Vorder- und Rückenteils aus den Abkettkanten des Halslochs wieder Maschen aufgenommen. Hierbei empfiehlt es sich, dies mit einer ggf. deutlich kleineren Nadelstärke zu tun, um Löchern durch das Aufziehen der Trägermaschen vorzubeugen.
Angezogen ist der Kragen länger als ich anhand der Zentimeterangaben erwartet hatte. Er ist nun wie ein Rollkragen, nur ohne Rollen und nicht so halsnah. Aber wenn es so zu warm ist, kann man ihn auch einfach einmal nach außen umschlagen.

Die Ärmellänge ist übrigens einfach toll. Wenn mir nach Einkuscheln ist, kann ich sie bis an die Finger nach unten ziehen. Wenn ich freie Hände bauche, muss ich die Ärmel nur einmal umschlagen, was durch das Rippenmuster an den Bündchen auch optisch keine Probleme macht.

Und auch hier war das Entspannungsbad wieder das I-Tüpfelchen. Der Pullover war auch direkt nach Fertigstellung schon tragbar. Aber erst nach der ersten Wäsche, nach der ich meine Stricksachen immer einmal in alle Richtungen kräftig ziehe (und verstärkt in die, wo ich auf ein Paar Zentimeter mehr hoffe), und dem elendigen Warten auf das Trocknen des Strickstücks ist er nun mein neuer gemütlicher Pullover, den ich am liebsten nicht mehr ausziehen würde.

  • Anleitung: „#33 Pulli Merino Air“ (Ravelry-Link) aus der Filati classici 08/2015
  • 476g Lana Grossa Colorato, Farbe 2 (87% Merino, 13% Polyamid), LL ca. 135m/50g
  • Größe 40/42
  • NS 5,0
  • Tubular Cast On bzw. Bind Off
  • Kosten: Garn 20€ (Ebay)
  • fertig gestellt: Mai 2021

Verlinkt bei Maschenfein, Meine Fummeley, Lieblingsstücke, Creativ Lovers, Creativsalat, Handmade on Tuesday, DvD.
(o.g. Seiten ggf. ohne Verlinkung? -> Verlinkung folgt, wenn Linkparty online)

4 Kommentare zu „Vokuhila-Pullover im Halbpatent

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  1. Ein schickes Teil! Und so schön sauber zusammengenäht, wow! Ich gehöre was das Zusammennähen von Strickstücken angeht eindeutig zum Team „Haare raufen“ statt zum Team „meditativ“, aber was die Vorteile beim Zusammenlegen angeht, hast Du absolut recht! ;)

    Gefällt 1 Person

    1. Hallo Eva,
      lieben Dank! Vielleicht rede ich mir das auch schön 😂 aber solange es recht flüssig klappt, bin ich fein damit. So rotes Tuch wäre jetzt z.B. Teile mit Streifen passend zusammen zu nähen. Puh! Da fängt mein innerer Stier schon an wütend zu schnauben 😤😁
      Liebe Grüße und einen schönen Sonntag, Anma

      Gefällt 1 Person

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