Rundpassenpullover mit Colourwork: weniger ist mehr!

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Manchmal hat man so Strickprojekte, die nehmen gefühlt gar kein Ende. Man zieht Runde um Runde und irgendwie passieren Fortschritte im Kleinen, aber das Endergebnis scheint nicht recht näher rücken zu wollen. Aber meist gilt es dann einfach durchzuhalten und ganz plötzlich ist dann eben doch das Ende in Sicht und die bereits gebeutelte Selbstdisziplin wird durch die Vorfreude auf das fertig Stück abgelöst. Und die ist dann umso größer!
Warum ich darüber philosophiere? Weil es mir bei diesem Pullover so ging.

Mit der Planung habe ich bereits Anfang des Jahres begonnen. Die Anleitung ist aus der DesignerKnitting 06/2019, #10 Rundpassenpullover von Melissa Leapman (ravelry-Link) und im Zuge der Projektplanung habe ich sie wieder in den Fingern gehabt. Nun ist das aber für mich eins der Projekte, bei dem man nicht das Bild sieht und es genau so haben möchte. Sondern man erkennt die Designelemente und den Gedanken dahinter und fängt an sich seine Version davon zusammen zu basteln.

Gerade bei Anleitungen mit mehreren Garnen ist die Garnauswahl häufig schon entscheidend und entweder es geht dann einfach in die Hose, komme was wolle, oder es kann wirklich super werden. Deshalb mache ich das immer mit sehr viel Bedacht. Allein dass ich mit Garn aus meinem Wollberg arbeiten wollte, stand von Anfang an fest.

Für den Pullover benötigt man ein DK-Garn mit ca. 200m/100g. Und man benötigt eben eine Hauptfarbe in größerer Menge und eine Kontrastfarbe für das Einstrickmuster in der Rundpasse. Die Designerin hat dabei auch bei ihrem Modell extra eine Kombination gewählt, die ich sonst maximal in umgedrehter Zuordnung ausgesucht hätte, aber der Effekt ist genial. Die Hauptfarbe ist nämlich eher unruhig und beinhaltet mehrere Farbtöne, während die Kontrastfarbe ruhig und mit ausreichendem Kontrast zur Hauptfarbe und trotzdem dazu passend ausgewählt wurde. Mit diesem Konzept habe ich mich in meinen Wollberg gestürzt.

Das Modell in der Zeitschrift ist in rosa und pink gehalten. Dass mich das nun nicht sonderlich anspricht, weißt du, wenn du hier schon länger mitliest. Umso erstaunlicher finde ich es, dass ich trotzdem die Anleitung als „hat Potential“ eingestuft habe! Denn häufig sorgt ja der erste Eindruck schon dafür, dass man etwas in eine Schublade einsortiert.
Ich hatte erst überlegt wieder einmal zu der deutschen Merinowolle von GrosseWolle zu greifen. Da habe ich nämlich noch eine Pullovermenge in DK-Stärke. Aber irgendwie fand sich da kein passendes Kontrastgarn und die Hauptfarbe wäre dann eben auch einfarbig bzw. solid gefärbt gewesen und somit nicht ganz im Sinne des Designs.

Gelandet bin ich schlussendlich bei einer Pullovermenge der Rowan Colourspun (ravelry-Link). Das ist mal wieder eins der 500g-Pakete, die ich am Anfang meiner Strickobsession ohne Plan z.T. äußerst günstig bei Ebay gekauft habe. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich aus diesen Garnen nun etwas Schönes machen kann. Denn projektbezogen gekauft hätte ich mir das Garn wahrscheinlich nie. Aber zurück zu Garn: Es handelt sich dabei um eine Woll-Mohair-Mischung mit kleinem Poly-Anteil. Es besteht aus zwei miteinander verzwirnten Fäden. Ein lockerer Wollfaden, der in eher langen Abschnitten in verschiedenen Brauntönen changiert, und ein dünner Faden, fast wie Nähgarn, der in kurzen Abschnitten zwischen Rot- und Grüntönen wechselt. Dadurch ergibt sich interessantes Farbspiel, wobei die Farben ein wenig verwischen. Perfekt für dieses Design. Ich habe allerdings immer zwei Knäul alternierend verstrickt, um Blockstreifen zu verhindern.

Als Kontrastfarbe habe ich ein reines Wollgarn verstrickt. Es ist die Vidalana Ambient Worsted (Knitcrate) in einem Terrakottarot. Dabei handelt es sich um den Rest von meinem Ascent. Davon hatte ich noch knapp über 100g. Das hätte m.E. ausreichen sollen. Leider kam es anders. Hier hat mir die doch etwas kleinere Lauflänge einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber dazu später.

Der Pullover wird von oben nach unten gestrickt und man beginnt mit dem Stehkragen. Ich habe den Tubular Caston für den schönen Rand verwendet. Am Übergang zum Körper habe ich 4×2 verkürzte Reihen gearbeitet, damit der Pullover besser sitzt und hinten im Nacken höher kommt.

Anschließend startet man in die Rundpasse. Das Colourwork-Muster ist eingängig und lässt sich gut stricken. Die Zunahmen sind in das Muster integriert. Bereits nach der Hälfte der Musterreihen zeichnete sich ab, dass die Konstratsfarbe nicht bis zum Ende reichen wird. Das Muster besteht aus tropfenartigen Formen, die in mehreren Ringen um die Passe laufen. Ich habe das Muster nun um einen Tropfenring gekürzt und den Ring darüber insofern modifiziert, dass ich die vertikalen Verbindungslinien zum weggelassenen Tropfenring ebenfalls nicht gearbeitet und das Muster minimal gestaucht habe. So hat das Kontrastgarn gerade so gereicht und das Einstrickmuster endet in Größe L kurz vor dem Abteilen der Ärmel. Das passte nun perfekt.

Anhand der Maßangaben habe ich mich aufgrund des Brustumfangs für Größe L entschieden. Allerdings war mir die Ärmelweite in L deutlich zu weit. Ich habe deshalb die Zunahmerunden vor dem Colourworkmuster so angepasst, dass ich in der Runde auf zwei Musterrapporte weniger gekommen bin. So konnte ich die Maschen so Aufteilen, dass ich den Körper mit der Maschenanzahl für Größe L und die Ärmel für Größe M stricken konnte. Das hat super geklappt. Schon, wenn solche Kalkulationen dann auch wirklich aufgehen!

Und dann ist DER Fail des Projekts passiert. Ich hatte den Pulli nämlich in der Passe für eine ganze Weile beiseite gelegt und dann einfach die Passe nach meiner aufnotierten Planung für die Größenanpassung zu Ende gestrickt, die Ärmel abgeteilt und mich meines Lebens gefreut. Zumindest so lange bis ich einige Runden später merkte, dass die verkürzten Reihen am Kragen nun aber leider nicht im Nacken sondern an einer Seite des Halses lagen. MANNO! Natürlich hatte beim Abteilen der Ärmel nicht beachtet, wo der Rundbeginn sein musste, damit der höhere Bereich des Kragens auch wirklich im Nacken liegt.
Nun galt es zu entscheiden, ob ich bis zum Abteilen der Ärmel zurück stricke oder den Kragen anpasse. Ich habe mich für den Kragen entschieden.

Also habe ich oberhalb der Passe die Maschen aufgenommen und mühsam den Kragen abgefummelt. Gar nicht so einfach mit den alternierend verstrickten Knäul mit Mohairanteil… Jaaaa, ein Spaß. Das Ribbeln habe ich auf später verschoben! So habe ich dann den Kragen neu wieder hochgestrickt. Dieses Mal mit den verkürzten Reihen an der richtigen Stelle. Ich habe hier mal wieder mit wrap&turn-Wendungen gearbeitet. Sonst nutze ich ja meist lieber tiefergestochene Doppelmaschen an den Wendepunkten, aber da ich die verkürzten Reihen hier im Rippenmuster des Kragens gestrickt habe, ging das nicht zu unauffällig wie in glatt rechts gestrickten Flächen. Ich habe den Kragen auch etwas gekürzt im Vergleich zur ersten Version und habe ihn wieder mit dem Tubular Bindoff abgekettet. Hier nun mit einer Vorbereitungsrunde um die Maschen aus dem 2×2-Rippenmuster auf 1×1-Rippen umzusortieren, um sie abnähen zu können.

Der Rest war reine Fleißarbeit. Am Körper habe ich quasi on the fly noch eine kleine Taillierung eingearbeitet. Das habe ich aber nicht mal notiert und kann deshalb nicht mehr dazu sagen. Ah, doch. Ich habe nämlich die Zu- und Abnahmen nicht nur beidseitig der Seitennähte gestrickt sondern jeweils auch in den Drittelspunkte des Vorder- und Rückenteils. Dies kann man, zumindest wenn man es weiß, auch im Strickbild erkennen. Ich weiß gar nicht mal mehr, warum ich das so gemacht habe.. Egal. Passt gut.

Man sieht allerdings, finde ich zumindest, auf den unteren ca. 10cm, dass ich dort dann irgendwann nur noch mit einem Knäul gestrickt habe, weil ich kein neues mehr beginnen wollte (und dann trotzdem musste). Ich finde es wirkt dort streifiger, während es im Bereich unterhalb der Passe perfekt gleichmäßige Ringel sind, die für das Auge deutlich angenehmer sind. Aber das hängt natürlich auch immer vom Farbverlauf der Knäul ab. Wenn man nun das Pech hat, dass man zwei Knäul abstrickt, in denen der Farbverlauf fast parallel verläuft, dann ergeben sich eben auch trotz alternierender Knäul sichtbare Blockstreifen.

Die Ärmel habe ich nach Anleitung gestrickt. Die Rippenbündchen am Körper und an den Ärmeln habe ich etwas verlängert und dann auch wieder italienisch abgekettet. Ist das eigentlich das gleiche wie der Tubular Bindoff? Hm, ich benutze irgendwie beide Begriffe für die gleiche Technik. Da könnte ich mich noch mal schlau machen.

Durch das Entspannungsbad ist er noch ein kleines Stück größer geworden, insbesondere länger, und sitzt nun richtig gut. Ich mag es ja so, figurnah, aber trotzdem gemütlich. Und das Garn ist einfach genial. Das Gestrick ist so schön weich und trotz des Mohairs kann ich es ohne Probleme am Hals und auf den Armen auf der Haut tragen Einmal konnte ich ihn noch ausführen, bevor er dann bereits in die Winterruhe gegangen ist. Ich freue mich auf den nächsten Herbst mit diesem Pullover!

  • Anleitung: #10 Stranded Yoke Pullover von Melissa Leapman, erschienen in der DesignerKnitting 06/2019 (ravelry-Link)
  • 102g Vidalana Ambient Worsted , Farbe Contraposto (100% peruanische Wolle), LL 184m/100g
  • 403g Rowan Colourspun, Farbe 270 Buttertubs (72% Merino, 14% Mohair, 14% Polyamid), LL 135m/50g
  • Größe M (Ärmel) bzw. L (Körper)
  • NS 4,0mm bzw. 3,5mm (Bündchen)
  • Tubular Bind-Off (Ärmel und Körper)
  • Rundpassenmuster gekürzt (ein Kranz weniger) und modifiziert
  • verkürzte Reihen im Nacken (W&T)
  • Kragen etwas gekürzt
  • Kosten: Garn 30€
  • fertig gestellt: Mai 2022

Verlinkt bei Maschenfein, Meine Fummeley, Lieblingsstücke, Creativ Lovers, Creativsalat, Handmade on Tuesday, DvD.
(o.g. Seiten ggf. ohne Verlinkung? -> Verlinkung für diesen Artikel nicht vorgenommen.)

Ein Kommentar zu „Rundpassenpullover mit Colourwork: weniger ist mehr!

Gib deinen ab

  1. Servus Anma,
    mir gefällt dein Pullover wirklich sehr gut und damit, dass du kein Rosa oder Pink verwendet hast, hast du ebenfalls meinen Geschmack getroffen. Ich habe mir den schwierigen Werdegang durchgelesen und bewundere sehr, was ihr Strickerinnen so draufhabt. Die Taillierung des Pullis sieht toll aus und sie schmeichelt total der Figur! Dankeschön fürs Erzählen und Zeigen beim DvD. Einen lieben Gruß sendet dir
    ELFi

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