Zauberhafte, lettische Fäustlinge – eine moderne Interpretation von Aschenputtel

Manche Strickprojekte sind hinterher einfach so schön, dass sie andere, insbesondere Nichtkenner des Strickens, in Staunen versetzen. Und ich gebe zu, es weckt auch meinen Stolz auf das Projekt. So gewesen ist es auch bei meinen Wintersonne-Fäustlinge (Ravelry-Link) aus dem Buch Lettisch Stricken.

Das Buch Lettisch Stricken aus dem Stiebner Verlag habe ich schon länger im Regal stehen. Bislang hatte mich immer die Garnwahl davon abgeschreckt Handschuhe daraus anzuschlagen. Das Buch an sich ist ganz schön. Es beinhaltet am Ende allerdings „nur“ die Grundkonstruktion dieser Art von Fäustlingen und dann die Strickschriften für verschiedene Colourwork-Muster. Diese werden vielfach allerdings auch für mehrere Designs verwendet, aber einmal ans Handschuh, einmal als Marktfrauenhandschuh oder auch als Stulpe. An mancher Stelle fiel mir das unangenehm auf. Der Technikteil ist allerdings recht hilfreich und gibt auch verschiedene Varianten z.B. für die Bündchen vor, sodass man noch ein wenig Möglichkeiten hat das eigene Projekt zu personalisieren.

Grundsätzlich hat mir das Stricken der Fäustlinge allerdings Spaß gemacht. Auf die kleine Nadelstärke muss man sich natürlich erst einlassen. Um ein möglichst dichtes Gestrick zu erzeugen, werden Nadeln zwischen 1,5mm und 2,0mm empfohlen. Ich habe mich für 2,0mm entschieden, weil ich hoffte, damit eine ausreichende Handschuhgröße zu erreichen. Im Buch ist nämlich nur eine Einheitsgröße drin. Ich war mir so sicher, dass ich auf der sicheren Seite liegen, dass ich weder eine Maschenprobe gestrickt noch diese mal irgendwann im Verlauf des ersten Handschuhs ausgemessen habe. Naja, selbst schuld könnte man jetzt sagen.. *seufz*

Das Garn, das ich verstrickt habe, sind die Reste von meinem ContrastSweater. Das ist eine relativ Robuste Schurwolle mit 288m/50g. Das Garn ist gelabelt als Wohld von Wollzimmer im Wohld. Ich habe es auf dem Wollfest Wolle zwischen den Meeren 2021 gekauft. Es erinnert mich stark an die Supersoft von HolstGarne. Alles darüber hinaus wären nur Spekulationen. Auf jeden Fall waren die Reste perfekt für meinen ersten Versuch mit den lettischen Handschuhen und die Farbkombi weiterhin ein Knaller. (Sonst hätte ich mir ja auch keinen Pullover daraus gestrickt..) Die Farben haben einen ausreichenden Kontrast für Colourwork und harmonieren trotzdem schön.

Den ersten Handschuh habe ich voll motiviert am Pfingstwochenende diesen Jahres gestrickt. Die Motivation schwand dann schlagartig, als ich den fertigen Handschuh anzog. Viel zu klein. Ich kam zwar rein, aber das Material spannte total über der Handinnenfläche im Bereich des eingesetzten Daumens. Da brachte dann auch das Entspannungsbad nichts. Das Garn fluffte zwar auf aber relevant weiter wurden die Handschuhe nicht. Ach, was habe ich mich geärgert. Schließlich war der Handschuh so schön geworden.

Ich habe mich für ein kraus rechts gestricktes Bündchen am Handgelenk entschieden, das ich in der Hauptfarbe gestrickt habe. Die Maschen habe ich mit dem altnorwegischen Maschenanschlag aufgenommen. Den benutze ich für alles, was sehr elastisch sein muss, insbesondere wenn kein Rippenbündchen anschließt. Nicht dass der fertige Handschuh an meiner Hand auch nur in der Lage gewesen wäre einen Millimeter in irgendeine Richtung zu rutschen…

Nachdem der erste Frust verflogen war, habe ich angefangen strickwürdige Menschen in meinem Umfeld den Handschuh anprobieren zu lassen. Ich kam mir zeitweilig vor wie der Prinz bei Aschenputtel. Aber wie er hatte auch ich irgendwann Erfolg. Sogar ohne Blut und Co. Auf den Erfolg habe ich das Projekt erst einmal wieder beiseite gelegt. Als es nun im Oktober aber zunehmend kälter wurde, fragte die Empfängerin schon ganz vorsichtig nach, wie es denn um die Handschuhe stände. Sie hätte nämlich langsam echt kalte Finger beim Fahrradfahren zur Arbeit.

Das brachte dann wieder Schwung in die Sache und ich Schlu munter den zweiten Handschuh an und strickte und strickte und strickte. Bis zum Beginn der Spitze strickte ich. Als ich ihn dann neben den ersten Handschuh legte, guckte ich nicht schlecht. Der zweite war jetzt schon fast so lang wie der erste Handschuh mit Spitze. Ein Bild siehst du oberhalb der Faktenliste bei den Progress-Fotos. Also das war nun der Zeitpunkt, wo ich das Projekt nicht mehr mochte. So schön die fertigen Handschuhe auch sein würden. So ein Mist. Ich hatte anscheinend den zweiten Handschuh so entspannt und locker gestrickt, dass sich solch ein immenser Größenunterschied ergab. Der zweite hätte dann auch mir gepasst…

Aber es half ja nun nichts. Schließlich waren sie bereits versprochen. Also Ribbeln bis knapp übers Bündchen und auf in die dritte Runde. Dieses Mal wieder mit bewusst hoher Fadenspannung. Nunja, ich erwähne jetzt nur ganz am Rande, dass der zweite Handschuh ein winziges Mini-Bisschen kleiner ist als der erste. Aber nun gut. Ist halt Handarbeit. Und der Empfängerin passen sie. Das ist die Hauptsache.

Mir reicht es nun erst einmal. Sowohl mit Handschuhen an sich als auch mit 2,0mm-Nadeln. Wie schön, dass unser Hobby so vielseitig ist.

  • Anleitung: Fäustlinge Wintersonne aus Lettisch Stricken (ravelry-Link)
  • 24g Wohld von Wollzimmer im Wohld, Farbe Mandel (100% Schurwolle), LL 288m/50g
  • 16g Wohld von Wollzimmer im Wohld, Farbe Glut (100% Schurwolle), LL 288m/50g
  • NS 2,0mm
  • Einheitsgröße
  • Altnorwegischer Maschenanschlag
  • Bündchen nachträglich angestrickt, italienisch abgekettet ohne Vorbereitungsrunden
  • Kosten: Garn war ein Rest vom ContrastSweater, ca. 4€
  • fertig gestellt: Oktober 2022

Verlinkt bei Maschenfein, Meine Fummeley, Lieblingsstücke, Creativ Lovers, Creativsalat, Handmade on Tuesday, DvD.
(o.g. Seiten ggf. ohne Verlinkung? -> Verlinkung für diesen Artikel nicht vorgenommen.)

2 Kommentare zu „Zauberhafte, lettische Fäustlinge – eine moderne Interpretation von Aschenputtel

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  1. Die Handschuhe sind wunderschön geworden – und die Geschichte mit der Aschenputtel-Suche klingt doch zauberhaft vorweihnachtlich 😄 Strickst Du Dir die Handschuhe noch einmal in groß/ lockerer? Ich finde dieses lettische Format sehr schön, habe auch schon einmal über ein solches Projekt nachgedacht, aber ich war mir nicht sicher, wie gut die Passform mit dem Daumen ohne Daumenkeil so ist (oder gibt es einen, den man nicht sieht?). Wie würdest Du das einschätzen? Liebe Grüße!! Eva

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    1. Hallo Eva!
      Ja, da hast du recht. Und ein gutes Ende hat sie ja auch genommen. :)
      Erst mal habe ich genug von Handschuhen. Dafür trage ich sie auch einfach zu selten. Kein Leidensdruck! 😁
      Einen Daumenkeil haben die nicht. Also ich kann zumindest berichten, dass sie ganz furchtbar sitzen, wenn sie zu klein sind. 😅 Da die Empfängerin damit Fahrrad fährt, muss aber das Umgreifen irgendwie ja doch gut gehen. Ich glaube die richtige Größe ist da das A und O. 🤷🏻‍♀️
      Liebe Grüße
      Anma 🙂

      Gefällt 1 Person

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